Familienaufstellung wirkt

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Lieber Papa, warum bist du so hart zu mir?

Warum Väter in ihren Söhnen Konkurrenten sehen (gilt auch für Mütter und Töchter)

Das erste gemeinsame Kind kommt zur Welt. Ein sehnlicher Wunsch erfüllt sich. Es ist ein Sohn und die Freude und der Stolz vor allem im Gesicht seines Vaters sind unübersehbar. Alles perfekt. Der kleine Sprössling wächst heran, doch mit der Zeit schlägt die anfängliche Freude und der Stolz um, in immer häufiger werdendes Kritisieren, Ablehnung, Anschreien oder “Kleinmachen”. Der Vater beginnt, im Sohn einen Konkurrenten zu sehen, vor allem weil ihm der Nachwuchs immer ähnlicher wird. Er entwickelt sich zu einem fähigen kleinen und bald größeren Burschen, und je fähiger er wird, umso lauter wird die Kritik und die Ablehnung durch seinen Vater. Der Vater kämpft mit dem Sohn um seinen Platz, er erlaubt es ihm nicht, ihm ebenbürtig zu werden. Meist betont der Vater übertrieben, wer hier das Sagen hat und fordert von ihm Respekt und Anpassung, solange der Sohn seine “Füße unter Vaters Tisch” hat. Je stärker die Ablehnung durch den Vater, umso mehr versucht das Kind ihm gerecht zu werden und umso stärker entwickelt es dem Vater ähnliche Verhaltensweisen. Er gibt alles, um vom Vater gesehen und akzeptiert zu werden, und je mehr er sich bemüht, umso schlimmer wird die Ablehnung durch den Vater. Eine schlimme Abwärtsspirale mit häufig gravierenden Folgen für das Kind, wenn diese nicht erkannt und durchbrochen werden kann.

 

Was können die Folgen sein?

Mit der Zeit entwickelt das Kind einen minderen Selbstwert, es empfindet sich als schwach und ungenügsam, nicht entsprechend, fehl am Platz oder sogar ungewollt. Es beginnt, Bestätigung anderswo zu suchen und nicht selten am falschen Ort. Die Folge können Alkohol- und Drogenkonsum sein oder in manchen Fällen sogar selbstverletzende Handlungen. Oft werden die Kinder wütend und anderen gegenüber brutal und herablassend. Sie setzen oft die Fäuste ein. Ihr Herzchakra schließt sich und sie kapseln sich von ihrer Gefühlswelt ab. Sie ziehen sich in sich zurück und sie legen oft “altkluges” Verhalten an den Tag, benehmen sich zunehmend erwachsen, was davon zeigt, dass sie sich als groß – dh am falschen systemischen Platz befinden. All das sind Ausdrücke stummer Schreie nach Liebe.

 

Was ist die Ursache?

Eine der häufigsten Ursachen (es gibt auch andere, aber die hier erwähnte ist die Häufigste), dass es zu einem Konkurrenzverhalten oder Rivalität zwischen Vätern und Söhnen (gilt auch für Mütter und Töchter) kommt, ist, dass die Mutter noch eine Anbindung an einen früheren Partner hat.

Sobald zwei Menschen miteinander die Paarbeziehung vollziehen (dh miteinander intim werden), entsteht eine nicht auflösbare Bindung. Frühere Partner, Verlobungen, die wieder gelöst wurden oder Ex-Ehepartner, ebenso aber auch eine große Liebe, aus der nichts wurde, spielen in Familiensystemen eine bedeutsame Rolle. Sie gehören systemisch dazu, weil erst dadurch, dass sie Platz machten, konnte die neue Paarbeziehung entstehen – ob freiwillig oder unfreiwillig spielt keine Rolle. Oft gäbe es die Kinder nicht, wäre der erste Partner geblieben. Daher haben sie dasselbe Recht auf Zugehörigkeit, wie der neue Partner bzw. Vater des Kindes. Erst wenn diese große Liebe oder wichtige vorherige Partnerschaft gewürdigt werden kann, ist das Kind frei.

Eine der häufigsten und sichersten systemischen Verstrickungen ist die Anhaftung der Kinder an frühere Partner. Auch, wenn diese Partnerschaften schon Jahrzehnte vorbei sind. In Aufstellungen zeigt sich häufig, dass – wenn der frühere Partner dazugenommen wird – sich die Frau und der ehemalige Partner anhimmeln. Dadurch wird die noch immer aktive Bindung dieser beiden Menschen sichtbar, und diese ist im System wahrnehmbar. Der Vater spürt sie unbewusst und sieht im Sohn einen Konkurrenten.

 

Was sind die Folgen für die neue Partnerschaft?

 

  • Häufige und tiefgehende Konflikte und Beziehungsprobleme

 

Wer einen früheren Partner herabsetzt, sich über ihn lustig macht, verachtet oder missachtet, schadet seiner neue Beziehung. Unbewusst kann sich der neue Partner mit dem Vorgänger solidarisieren und entwickelt Verhaltensweisen (ohne es zu wollen), damit die neue Beziehung ähnlich der seines Vorgängers endet.

Oft fühlt sich der neue Partner als der bessere Partner und achtet den ersten nicht. Denn auch er wäre gern der erste gewesen. Es ist aber einfach so, dass er der zweite ist und solange er das nicht anerkennen kann, wirkt das schädlich auf die neue Beziehung. 

Trennt sich jemand für den neuen Partner, fühlt sich dieser oft schuldig, weil in der Tiefe weiß er, dass er seien Platz auf Kosten des Schmerzes des Vorgängers hat. Wenn der neue Partner den ersten nicht würdigen kann, büßt er oft damit, dass er unbewusst das “Scheitern” der neuen Beziehung einleitet, z.B. durch ein Übermaß an Eifersucht. Eifersucht kann Ausdruck einer unbewussten Loyalität zu einem vorherigen Partner sein.

 

  • Väter, die ihr Kind nicht lieben können und ein Kind, das leidet

 

Zwar gehen die Kinder frühere Partnerschaften der Eltern nichts an. Wird der frühere Partner aber ausgegrenzt, verachtet oder verleugnet, kann dasselbe passieren, wie bei dem ausgeklammerten vorherigen Partner: ein Kind gleichen Geschlechts (oder häufig das Erstgeborene) erzeugt einen Ausgleich, indem es den früheren Partner mit all seinen Gefühlen und dem Unrecht, das ihm angetan wurde, vertritt.

Dazu muss es den früheren Partner weder kennen noch wissen, dass es ihn gibt. Kraft im System hat immer das, was ausgegrenzt, ausgeklammert und nicht gesehen oder gewürdigt wird.

Wenn Töchter mit einem frühen Partner der Mutter identifiziert sind, lehnen sie ihre Väter häufig ab.

 

Ist es immer ein früherer Partner?

Das gilt übrigens auch, wenn die Mutter beispielsweise eine Anbindung an ihren Vater hat (es muss nicht immer ein früherer Partner sein). Wenn eine Frau ihren Vater emotional oder physisch nicht “nehmen” konnte, oder sie an sein Schicksal gebunden ist, ist sie nicht frei für eine Paarbeziehung. Der neue Partner spürt das und indem er mit dem Sohn konkurriert, zeigt er stellvertretend die Anbindung der Frau an ihren Vater auf. Der Mann spürt unbewusst, dass die Frau nicht “ganz” verfügbar ist und drückt es über seinen Sohn aus.

Auch Halbgeschwister der Mutter, die ausgegrenzt werden (oder von deren Existenz niemand weiß) können zu derselben Dynamik zwischen Vätern und Söhnen oder Müttern und Töchter führen.

 

Folgen für das Kind

Kinder, die ihr Leben auf Kosten vieler Vorgänger, Halbgeschwister oder schicksalhafter Verstrickungen haben, haben es oft schwer und versuchen unbewusst, alle zu würdigen. Sie fühlen sich sehr oft schuldig, scheitern im Berufsleben oder in ihren Partnerschaften, werden krank oder süchtig (wie oben bereits erwähnt).

 

Die Lösung

Das Ausgegrenzte muss gewürdigt werden und einen Platz im System bekommen.

Der frühere Partner muss anerkannt werden und umfassend geachtet, dann ist die systemische Ordnung wieder aufrecht und die Vater-Sohn-Beziehung frei für die Liebe. Das Kind muss aus seiner Verstrickung entbunden werden.

Dazu reicht es meist nicht aus, sich nur bewusst zu machen, dass es möglicherweise frühere Partner gibt. Eine echte Würdigung und die Fähigkeit zur Anerkennung braucht meist die Begegnung und den Vollzug durch die Erkenntnis, ermöglicht und erreicht in einem Aufstellungsprozess.

Fazit

Kinder sind nicht schwierig.

Schwierig für Kinder ist das ungelebte Leben der Eltern.

Eine Familienaufstellung lohnt sich in jedem Fall, wenn du von dieser Dynamik betroffen bist (oder sie vermutest).

Hier erfährst du, wann die nächsten Aufstellungstermine sind und wie du eine Einzelaufstellung bei mir machen kannst. HIER MEHR ERFAHREN