Familienaufstellung wirkt
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Der Blog
Wie die systemische Aufstellungsarbeit mein Leben gerettet hat
Klingt dramatisch, oder? Ist aber wahr. Die Menschen, die mich kennen oder die, die zu mir in meine Aufstellungsgruppen kommen, nehmen mich (wie sie selbst sagen) als einfühlsam, kompetent, selbstbewusst und erfolgreich wahr.
Die Wahrheit allerdings ist, dass es Jahre – wenn nicht über ein Jahrzehnt – gedauert hat, bis ich so weit gekommen bin. Dass ich noch am Leben bin, grenzt an ein Wunder und die Tatsache, dass ich heute (relativ 😉 ) selbstbewusst und erfolgreich bin und eine erfüllte Partnerschaft erfahren darf, ebenso. Dank der Aufstellungsarbeit. Einer Aufstellung? Weit gefehlt. Es waren etliche. So viele, dass ich sie nicht zählen kann, und sie erstreckten sich über Jahre. Aber von Anfang an.
Wie es anfing
Ich bin in recht einfachen Verhältnissen aufgewachsen. Meine Eltern arbeiteten hart und vor allem mein Vater war auch hart. Er hat das Leben als Kampf gesehen und – wie sollte es anders sein – hat er auch seine Umgebung (inkl. seiner Familie) bekämpft. Was es im Detail bedeutet, werde ich hier nicht weiter ausführen, nur so viel sei gesagt, ich habe gelernt, dass man im Leben nichts umsonst bekommt und wenn ich mich nicht an die Regeln anderer anpasse, dann lehrte er mich Zucht und Ordnung. Er hielt es irgendwann in diesem Leben nicht mehr aus und wechselte aus eigenem Entschluss recht früh, mit 39 Jahren, vom Dieseits ins Jenseits.
Zu diesem Zeitpunkt war ich 17 Jahre jung und für mich bedeutete das den Beginn einer jahrelangen Suche. Wenn ich heute darauf zurückblicke, kann man es mit einer abenteuerlichen Schatzsuche a la Indiana Jones vergleichen. Nur, dass man nicht weiß, welchen Schatz man eigentlich sucht. Jahre der inneren Leere, der Sehnsucht, des Gefühls des Nicht-Genügens und der Kompensation über Leistung und alles richtig machen wollen und all den gesellschaftlichen Moralvorstellungen zu entsprechen, prägte meine wertvolle Lebenszeit. Über 13 Jahre lang versuchte ich unbewusst, was wohl jeder versucht, nämlich etwas aus mir zu machen und mir ein stabiles Leben, wie man es halt macht, aufzubauen. Was mir auch gelang. Matura, Uni-Abschluss, Job, Ehe, Kinder, Eigenheim – alles erreicht bis…. bis nichts mehr ging. Kraftlos und des Lebens müde wachte ich eines Morgens auf und stellte mir die Frage: Ist das das Leben? Und wenn dem so war, will ich so ein Leben?
Soll das alles sein?
Nein. Das wollte ich auf keinen Fall. Ich wollte richtig Leben. Das mit der Freude und dem Glück. In mir brannte irgendwo ein kleines Licht, das an jenem Morgen stark zu flackern begann und mich in Bewegung versetzte. Nein, ich machte keine Therapie. Ich begab mich auf eine Reise zu mir selbst. Und auf dieser Reise begegnete ich der Aufstellungsarbeit. Anfangs dachte ich, die haben wohl nicht alle beieinander (zumal ich bei meiner ersten Aufstellungserfahrung wohl eher in einem Psychodrama landete, wie mir heute klar ist und was nicht der üblichen Aufstellungsart entspricht) obwohl ich zugeben muss, dass dies die heilsamste Erfahrung meines ganzen Lebens war. Nämlich der Frieden und die Liebe zu meinem Vater und von ihm zu mir real erfahrbar war. Entwicklung, Heilung, Frieden mit der Vergangenheit waren keine utopisch klingenden Begriffe mehr, sie wurden meine Realität und das Gefühl, das ich mit jedem Mal erleben durfte, war wie der Geschmack von Erdbeertorte mit Schlagsahne und Vanilleeis statt dem fahlen Nachgeschmack von verbranntem Schokokuchen.
Ich nehme Fahrt auf. Mit angezogener Handbremse.
Es ging mir besser und besser, ich erkannte, dass ich wertvoll und genug bin, übte mich in Meditation und Selbstliebe, machte mich selbständig und meine Ehe ging auseinander. Mein Business lief so la la und ich strengte mich umso mehr an. Manchmal fragte ich mich, ob ich in meinem Leben einfach nur versagt hatte. Ich ahnte nicht, dass noch eine unsichtbare Anbindung – eine tiefe archaische Treue des Kindes in mir zu der Schwere und dem Schicksal meines Vaters – existierte. Ich begann erneut an mir zu zweifeln und meine Mühen waren vergebens.
Eine einschneidende Begegnung
Eines Tages lernte ich einen Mann kennen. Wir waren uns auf Anhieb mehr als nur sympathisch und mit ihm konnte ich mir zum ersten Mal seit meiner Scheidung mehr vorstellen. Es kam aber ganz anders. Eines Tages sagte er mehr so beiläufig, dass er sich schwer auf jemanden ganz einlassen kann, da er die Erfahrung gemacht hat, dass die, die er liebt, plötzlich aus dem Leben gerissen werden (sei es durch Unfall oder Krankheit). Ich machte mir nicht viel daraus. Als ich ein paar Tage später in meinem Auto auf dem Weg zu ihm war, fiel es mir wie Schuppen von den Augen und ein Schauer durchlief meinen ganzen Körper: wie alt war ich? 39. Es war kurz nach meinem Geburtstag. Wann verließ mein Vater diese Welt? Mit 39 Jahren und 2 Monaten. Ich rief meine Kollegen an und bat um eine Aufstellung. Ich hatte so eine Ahnung.
Die Rettung
Ich bekam ganz rasch einen Termin in einer ihrer Aufstellungsgruppen und meine Ahnung hat sich bestätigt. Ich war dabei, meinem Vater nachzufolgen (es gibt in der systemischen Aufstellungsarbeit Ordnungsprinzipien und unterschiedliche Dynamiken: in meinem Leben wirkte die Nachfolgedynamik in ein fremdes Schicksal, in das meines Vaters). In der Aufstellungsarbeit zeigte sich, dass ich meinem Vater in den Tod folgen wollte. Aus Liebe und natürlich unbewusst. Ich konnte mich daraus befreien und er konnte endlich tot sein. Und das 22 Jahre nach seinem irdischen Tod.
Ich bin dem Mann von damals heute noch unendlich dankbar, denn ohne es zu wissen, hat er mir das Leben gerettet. Unser Kontakt endete an dieser Stelle und ich habe ihn dann nie mehr gesehen. Und auch meinen Kollegen bin ich aus tiefstem Herzen dankbar, denn ohne ihre Hilfe und Unterstützung hätte ich mich aus der unsichtbar wirkenden Kraft nicht lösen können.
Die bleibende Wende ins Glück
Von da an begann die Wende in meinem Leben. Das Positive, das Schöne, die Liebe und der Erfolg hielten von da an Einzug. Mit dem Erfolg dauerte es noch ein bisschen, auch da gab es noch etwas Systemisches zu lösen, doch davon berichte ich ein andermal.
Ohne der systemischen Aufstellungsarbeit wäre ich heute nicht mehr am Leben. Ohne sie hätte ich nicht verstanden, was in meinem Leben nicht funktionierte und warum. Es hätte mich treffen können bei z.B. einem Unfall oder was auch immer, vielleicht wäre ich krank geworden, und ohne das Wissen und die Erfahrung über die systemischen Wirkungsweisen hätte man es der Kategorie Zufall oder Pech zugeschrieben.
Die Wahrheit
Doch hinter jedem Unfall, hinter jeder Krankheit, hinter jedem nicht gelungenen Leben liegt eine tiefe Anbindung an ein ungelöstes Schicksal der Vorfahren verborgen. Es gibt im Leben keine Zufälle oder Pech, es gibt nur Anbindungen und Dynamiken, von denen wir erlöst werden sollen. Nichts passiert ohne Grund, alles geschieht aus tiefer Liebe. Auch das Schwere und der Schmerz. Denn dort, wo Schmerz und Schwere sind, kann die Liebe nicht fließen. Und sie möchte fließen. Lösen und in den Fluss bringen kann man nicht mit Anstrengung oder Verdrängung. Man muss hinschauen und zustimmen. Und dann fließt es automatisch.
Fazit
Ich bin aus tiefster Überzeugung und mit ganzem Herzen Aufstellerin. Mein berufliches Dasein habe ich quasi der Aufstellungsarbeit verschrieben. Weil ich an mir selbst, als auch an bereits hunderten von Menschen, die ich begleitet habe, selbst erlebt habe, dass sie wirkt. Und sie wirkt stets heilsam, befreiend und erleichternd. Und nicht nur das…ich darf auch erfüllt leben. In einer glücklichen Parnterschaft und beruflichem Erfolg. Das Schöne darf bleiben.
Deine Gabriele.