Familienaufstellung wirkt

Familien-aufstellung wirkt

Der Blog

Drei gravierende Folgen für Kinder, die die Erzieherrolle ihrer Eltern untergraben und was dagegen hilft

Vielleicht kommt Dir diese Situation bekannt vor: Du gehst mit Deinem Kind einkaufen und es sieht eine Süßigkeit, die es unbedingt haben möchte. Es fragt danach und Du verbietest es ihm. Es fragt nochmal, wieder sagst Du “Nein”. Nun wird es fordernder und lauter, beginnt zu schreien, weil es die Süßigkeit unbedingt haben will, und was machst Du? Du gibst nach und erlaubst sie ihm, weil Dir die Szene im Geschäft peinlich ist.

Oder ist Dein Kind schon jugendlich, meint alles besser zu wissen und zu können als Du? Erklärt es Dir, wie Du Deine Arbeit zu machen hast oder hält es Dir dauernd Deine vermeintliche Unzulänglichkeit vor? Sagt es Dir, dass Du zu blöd für alles bist? Dass es Dich nicht mehr braucht und ganz gut – wenn nicht sogar besser – ohne Dich zurecht kommt?

 

Soll ich Dir was sagen? Im ersten Beispiel geht es nicht um die Süßigkeit. Das zweite Beispiel zeigt, was geschieht, wenn sich das Kind ständig durchsetzt und seine Süßigkeiten bekommt. Denn es geht darum, wer das Sagen hat. Im ersten Fall ist das Kind groß und die Mutter klein. Das Kind ist in der Erwachsenenposition und die Mutter in der Kindrolle. Das Kind hat die Situation beherrscht und seinen Ausgang bestimmt. Der Erwachsene hat sich ihm untergeordnet. Im zweiten Beispiel zeigt, was geschehen kann, wenn das nicht behoben wird. Das Kind verliert die Achtung und den Respekt vor den Eltern.

Die Folgen 1 – Das Verlieren von Achtung und Respekt

Kinder sollen Kinder sein dürfen und Eltern Eltern. Kinder entwicklen sich gesund, werden verantwortungsbewusst, wenn sie schon früh klare Grenzen und stabilen Halt erleben. Sie sehnen sich danach, sich bei Erwachsenen sicher zu fühlen. Dazu müssen sie die Überlegenheit der Erwachsenen erfahren. Das heißt, sie müssen ihre Eltern als die Großen erleben. Kinder brauchen Vorbilder und Führung. Heute ist das leider immer seltener der Fall. Kinder erleben sich als Partner, als gleichberechtigt und nicht selten werden sie die “Tröster” der Eltern. Das überfordert sie völlig und sie verlieren die Achtung vor den Eltern.

Wenn die Eltern sich ihren Kindern unterordnen, sind Kinder gezwungen, früh erwachsen zu sein. Das macht sie arrogant und anmaßend. Sie verlieren (wie in Beispiel 2) die Achtung vor den Eltern. Sie werden stark, allerdings ohne tiefe Wurzeln. Das heißt, sobald im Außen eine größere Herausforderung auf sie zukommt, haben sie das Gefühl, dass es sie umwirft – auch später, wenn sie selbst erwachsen sind.

Die Folgen 2 – Ausweiten und Austesten der Grenzen

Wenn es den Eltern schwerfällt oder nicht gelingt, ihren Kindern echte Stärke, Halt und Sicherheit zu vermitteln, wenn sie ihre Kinder als ebenbürtige Partner oder wie Freunde behandeln, testen Kinder die Grenzen immer wieder neu und intensiver aus. Damit provozieren und hoffen sie darauf, vielleicht doch noch die Stärke ihrer Eltern zu erfahren. Das heißt, es wird mit jedem Mal schlimmer. In Bezug auf Beispiel 1 könnte das dann bald so aussehen: Du gehst mit Deinem Kind einkaufen und es sagt zu Dir: “Wenn Du mir das Eis heute nicht kaufst, dann sage ich Papa, dass Du mich heute gehauen hast.” Oder so ähnlich, auf jeden Fall könnte die nächste Stufe der Provokation eine Erpressung des Kindes sein. In Beispiel zwei könnte es soweit kommen, dass das Kind einen Elternteil wüst beschimpft und natürliche Grenzen überschreitet, irgendwann sogar handgreiflich gegenüber den Eltern wird.

Die Folgen 3 – Das “Sich - Verbünden”

Unbewusst verbündet sich das Kind aber mit dem unterlegenen Elternteil. Das tut es aus Liebe. Kinder leben unbewusst immer das, was den Eltern entweder selbst gefehlt hat oder ihnen wichtig war. Sie lehnen es zwar sichtbar ab, verurteilen und belächeln es, tatsächlich aber solidarisiert es sich mit genau diesen Ablehnungen und vermeintlichen Fehlern der Eltern. Wenn zB eine Mutter sich in der Erziehung durchsetzt, weil der Vater nicht dazu in der Lage ist, weil er zum Beispiel ein Alkoholproblem hat oder es ihm einfach egal ist, wird sich das Kind zwar vorderündig den Wertvorstellungen der Mutter folgen, aber hintergründig ist es mit dem Vater solidarisch. Es wird wie er. Es kann gar nicht anders. Wenn die Mutter dem Kind sagt, dass der Vater ein untauglicher Schlappschwanz ist, dann kann es gar nicht anders, als so zu werden, wie sein Vater. Denn in der Seele IST jedes Kind Mutter und Vater.

Kinder wollen es in ihrer Liebe immer beiden Eltern recht machen. Das geschieht unbewusst. Daher verbünden sie sich mit dem Schwächeren.

Die Lösung 1

Zu Beispiel 1: Kinder sind immer die Kleinen, Eltern sind immer die Großen. Eltern geben und Kinder nehmen. Und nicht umgekehrt. Hier durchläuft man in der Familienaufstellung einen Prozess, bis folgender Satz wirken kann: “Du bist der/die Kleine. Ich bin der/die Große.” Das heißt, ich nehme mein Kind aus der Verantwortung, groß zu sein und übernehme meine Verantwortung als Vater/Mutter. Das klingt banal, hat aber eine enorme Wirkung.

Die Lösung 2

Hier geht man einen Schritt weiter, denn hier hat das Kind auch schon die Aufgaben der Eltern oder eines Elternteils übernommen und somit einen falschen Platz im System eingenommen. Und möglicherweise trägt es einen unbewussten Konflikt für seine Eltern, das heißt es ist doppelt belastet. Einerseits muss es groß sein und Verantwortung tragen, andererseits hilft es den Eltern sich nicht mit ihren Problemen auseinandersetzen zu müssen. Und das ist nicht Aufgabe des Kindes. Hier können folgende – je nach Situation – Sätze wirken: “Liebe Mama, lieber Papa. Ich bin nur das Kind. Was zwischen euch ist, geht nur euch etwas an. Ich bin nur das Kind”. Es gibt dazu noch weitere Sätze, die aber hier nicht alle angeführt werden können.

Die Lösung 3

Hier liegt es an den Eltern, das Kind zu entlasten. Wie in Beispiel 3 kann die Mutter zum Kind sagen: “Du darfst werden wie ich. Du darfst werden wie Dein Vater. Du darfst von uns beiden nehmen.” Das entlastet das Kind und es braucht die problematischen Seiten des Vaters nicht zu übernehmen.

So kann ich Dir helfen, wenn Du in so einer Situation steckst:

Wenn Du als Elternteil gerade vor dieser Herausforderung stehst, kann Dir eine Familienaufstellung helfen, zu erkennen, warum es Dir nicht möglich ist, der/die Große für Dein Kind zu sein. Häufig ist es so, dass all das auch den Eltern gefehlt hat. Das kann man in der Aufstellungsarbeit erkennen, in Ordnung bringen und drehen. Damit Du endlich die Mutter/der Vater sein kannst, nach der/dem sich Dein Kind von Herzen sehnt. Damit Dein Kind wieder Kind sein kann.

 

Hier geht’s zu Deinen Teilnahmemöglichkeiten: