Familienaufstellung wirkt

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Geerbte Traumata - Warum Familienaufstellungen so entscheidend sind

WANN SOLL ICH EINE FAMILIENAUFSTELLUNG MACHEN?

Ich werde immer wieder gefragt: “ Wann soll man denn eine Familienaufstellung machen?” Früher habe ich versucht, als Antwort allgemeine Probleme anzuführen, von denen ich weiß, dass Menschen täglich dagegen ankämpfen. Irgendwann habe ich eine andere Antwort gegeben. Nämlich eine Antwort, die in nur einem Satz viel tiefer geht, als jede Aufzählung von Problemen. Eine Antwort, die meistens der Ursprung aller bzw. sehr vieler Probleme ist und fast alle Menschen betrifft und

Die Antwort lautet:

Wenn du Vorfahren hast, die im Krieg waren.

Ich war selbst betroffen

Ich selbst bin die “dritte Generation”, das heißt mein Großvater war Soldat im 2. Weltkrieg und seine Taten hatten maßgeblich schwere Einflüsse auf mein Leben, obwohl ich ihn kaum kannte, noch wusste, was genau er getan hatte. Er verstarb an TBC als ich noch ein kleines Kind war. Ich wusste nur, dass er ungefähr zehn Jahre nach Kriegsende in russischer Gefangenschaft war. (Anm.: heute weiß man, dass man Täter, die schwere Kriegsverbrechen begangen hatten, lange in russischer Gefangenschaft behielt).

Wer Vorfahren hat, die im Krieg waren (ob sie wollten oder mussten), dessen Erlebnisse belasten das Leben ihrer Nachfahren ob der Schwere ihrer Taten und/oder dem Leid, das sie erfahren haben. Ob sie wollen oder nicht. Ob sie es wissen oder nicht.

Das Erbe der Täter

Wir leben in geographischen Gebieten, in denen es viele NS-Täter gab. Viele unserer Vorfahren waren Täter im Regime. Je größer ihre Identifizierung mit dem NS-Regime war, umso schwerer sind die Auswirkungen ihrer Taten auf ihre Nachkommen. Schwere im Leben und Schuldgefühle, Opferbewusstsein und Geldmangel bis hin zu schweren Krankheiten können die Auswirkungen für die Nachfahren sein.

Viele unserer Vorfahren identifizierten sich mit dem “braunen Gedankengut” und ich selbst habe noch “Kriegskinder” gekannt, die bis zu ihrem Tod vor einigen Jahren die Nazis verherrlichten und der Zeit des 2. Weltkrieges sehr positiv gegenüberstanden. Viele ihrer Nachfahren tragen dieses Gedankengut heute noch weiter, auch in dritter oder vierter Generation. Ein glückliches und erfülltes Leben ist für sie aus systemischer Sicht kaum möglich.

Das Erbe der Opfer

Aber nicht nur die Nachkommen der Täter sind es, die bis heute schwer tragen. Nein. Auch die Kinder, Enkelkinder und Urenkel jener, die in Konzentrationslager gebracht wurden. Die verschleppt und umgebracht wurden. Und auch die Nachfahren derer, die überlebt haben. Wer sich näher damit beschäftigen möchte, dem kann ich an dieser Stelle einen Film empfehlen: “Der Krieg in mir” (2019) von Sebastian Heinzel. Der Film erklärt, wie sich die Kriegstraumata von Vorfahren auf Nachfahren auf Zellebene weitervererben (Epigenetik) und erzählt die Auswirkungen im Leben des Regisseurs, der ebenfalls Vorfahren im 2. Weltkrieg hatte.

Wer die Schuld erbt

Ich möchte mich mit diesem Beitrag aber auf Nachfahren von Tätern des Regimes beziehen, da ich der Meinung bin, dass dies ein Thema ist, worüber Nachfahren bis heute oft nicht sprechen wollen oder können. So groß war die Schuld ihrer Vorfahren. So groß war das Leid, das sie verursachten. So schwer war die Schuld, die auf ihren Schultern lastete. Manche von ihnen hatten blutige Hände, viele aber auch einen blutigen Geist – wenn sie den Hass der Nazis zu ihrem Eigen machten.

Täter oder Opfer?

Wie immer sie auch waren, diejenigen, die zu dieser Zeit lebten. Ich maße mir nicht an, sie zu verurteilen. Ich lebte nicht in dieser Zeit, ich weiß nicht, was sie alle erfahren mussten. Ich weiß nicht, warum sie sich dafür oder dagegen entschieden hatten. Ich weiß nur, dass auch die Täter in gewisser Weise Opfer waren.

  • Opfer einer Zeit.
  • Opfer eines Mannes und eines Systems und Opfer eines Gedankengutes.
  • Opfer von Manipulation und Machtmissbrauch.

Und ich weiß, dass diese Zeit auch noch für unser Leben Auswirkungen hat.

Aber vor allem weiß ich, dass es wichtig ist, Heilarbeit zu machen. Für alles, was geschehen ist. Für alles, was diese Zeit mit sich brachte. Aus eigener Erfahrung und natürlich aus der systemischen Arbeit weiß ich, dass nicht nur die Opferseelen Heilung brauchen. So paradox es scheinen mag, auch Täterseelen brauchen Heilung. 

EIN WESENTLICHES MERKMAL, DASS DU VORFAHREN IM KRIEG HATTEST, DEREN SCHULD NOCH NICHT BEGLICHEN IST

Ein starker Hinweis, dass einer deiner Vorfahren im Krieg als Täter gedient hat (ob er wollte oder nicht) ist, wenn du in deiner Familie Gewalt erfahren hast, oder wenn es Suizide gab. Interessanterweise müssen es nicht immer die Männer gewesen sein, die Täter waren, oft waren es auch Frauen, die mitwirkten und sich schuldig machten. Aktiv und/oder passiv.

DIE FOLGEN

Solange die Taten unserer Vorfahren nicht ausgeglichen sind, solange die Opfer nicht gesehen werden und in unser Herz genommen, solange werden sie unser Leben beeinflussen. Denn solange können die Toten nicht sterben und die Lebenden nicht leben. Ob Opfer oder Täter spielt keine Rolle. Je mehr Menschen zu Opfern durch einen Vorfahren wurden, umso schwerer wiegt seine Schuld auf dem Leben der Nachkommen. Denn die Nachfahren identifizieren sich meist unbewusst mit den Opfern und können kein glückliches oder gesundes Leben führen.

DAS KANNST DU TUN

Wenn du mit diesen Zeilen in Resonanz gehst, wenn dich das anspricht, was du liest, dann solltest du eine Familienaufstellung machen.

Denn das große Geschenk für dich ist, dass du – vielleicht als erste(r) in deiner Familie – überhaupt die Möglichkeit hast, diesen Teil der Familiengeschichte aufzuarbeiten und in die Heilung zu bringen.

Denn solange das nicht geschieht, wird es das Leben – von dir und/oder deiner Nachkommen – beeinträchtigen, hemmen oder manchen sogar ganz schwer belasten. Und das muss nicht länger so sein.

Melde dich gerne bei mir – oder gleich zu einer Aufstellung an. Ich freue mich auf dich! 

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Hier kannst du dir einen kostenfreien Gesprächstermin oder einen Termin zu einer Einzelaufstellung (auch online) vereinbaren: HIER KLICKEN 

Von Herzen,

Gabriele